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25. August 2010 15:53 Alter: 14 Jahr(e)

Giftmüllskandal in Geesthacht - Korrektur der Mengenangabe auf 23000 Tonnen

 

Die Menge des gefährlichen Stoffes, der in Geesthacht abtransportiert wird, beträgt insgesamt 23.000(!) Tonnen. Wir hatten zunächst lediglich \"23 Tonnen\" gemeldet und bitten den Fehler zu entschuldigen.

Stadt macht vermutlich Geheimnis um Abtransport von hochgefährlichen Giftstoffen– Fachleute vermuten Manipulation bei Rückbauarbeiten in Geesthacht – Eingesetzte Lastwagen sind nicht als Gefahrguttransport gekennzeichnet Gefährliche Stoffe sollen möglicherweise ungerechtfertigt umdeklariert worden sein – Lokalzeitung deckt Ziel der Lastwagen auf – Verantwortliche wollten erst alles verheimlichen und sehen nun in einer Stellungnahme keine Probleme – Die Lokalreporter hingegen schon

Droht im Schleswig-Holsteinischen Geesthacht ein übler Umweltskandal? Darauf deuten mysteriöse Vorgänge im Zuge der Entsorgungs-und Rückbauarbeiten auf einem ehemaligen Betriebsgelände hin.

Nach der Insolvenz einer Firma hatte die Stadt das Grundstück übernommen und sich, wie es in einer Presseerklärung heißt, dazu bereit erklärt, die „Revitalisierung des Geländes durchzuführen“. Die Rückbaumaßnahmen würden ständig überwacht, teilte die Stadt mit.

Doch inzwischen wurden in Geesthacht Fragen laut. Es geht um Metallspäne, die Medienberichten zufolge mit gefährlichen Giftstoffen kontaminiert sind und über deren Verbleib es offiziell keine Angaben gab. Insgesamt 23000 Tonnen davon werden derzeit mit Lastwagen in mehreren tausend Fahrten abtransportiert – wohin wollte die Stadt zunächst nicht verraten. Gegenüber der „Bergedorfer Zeitung“ erklärte der städtische Projektleiter gar, der Verbleib der Späne sei „für die Menschen nicht relevant“. Die sehen das jedoch offenbar ganz anders, ein Leser kommentierte auf der Internetseite der Zeitung: „Was für die Öffentlichkeit relevant ist, entscheidet in einer Demokratie nicht ein Herr Schöning, sondern der Bürger.“ So sah das im Übrigen wohl auch die Redaktion der „Bergedorfer Zeitung“, die den Lastwagen einfach einmal hinterher gefahren ist. Die Reporter fanden heraus: Der Giftmüll wird in eine überdachte Halle einer Abfallbehandlungsanlage der Firma „TerraCon“ (Eggers-Gruppe) in Hamburg-Georgswerder gekippt. Das wäre noch kein Skandal, doch Fachleute äußern Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Transporte. Seither schlägt der Fall hohe Wellen und nicht nur die „Bergedorfer Zeitung“ fragt sich: „Geht bei der Entsorgung der mit Giftstoffen kontaminierten Metallschleifspäne wirklich alles mit rechten Dingen zu?“ Das Material soll extrem heiß sein, Giftstoffe enthalten und den Berichten zufolge zur Selbstentzündung neigen. Sicherheit hat deshalb auf dem Gelände der Firma „TerraCon“ scheinbar große Priorität, doch gilt das auch für den öffentlichen Raum? Die Lastwagen sind zwar als Abfalltransport, nicht jedoch als Gefahrguttransport -etwa mit Hinweisen auf selbstentzündliche Stoffe- gekennzeichnet. Das dokumentieren unsere Aufnahmen aus Geesthacht eindeutig. Käme es zu einem Unfall, wüssten die Rettungskräfte somit offenbar nicht, mit welch mutmaßlich hochgefährlichen Stoffen sie es zu tun hätten. Wesentlich mehr Wert wird bei „TerraCon“ unterdessen wohl auf die Diskretion gelegt. Laut „Bergedorfer Zeitung“ mussten die Fahrer der Lastwagen sich sogar schriftlich dazu verpflichten, nicht über das Ziel ihrer Touren zu sprechen. So verwundert es dann auch kaum, dass man die Arbeiten offenbar nicht von Reportern dokumentiert wissen möchte. Möglicherweise weil die Firma keine Genehmigung zur Verarbeitung von verölten Schleifspänen hat, wie die „Bergedorfer Zeitung“ herausgefunden hat?

Die Verantwortlichen berufen sich in einer Stellungnahme darauf, dass in den 90er-Jahren, als das Material angeliefert worden war, die Abfälle gemischt und gelagert wurden – und damit handele es sich nach ihrer Sicht nun um „sonstige Abfälle“. Für die wäre „TerraCon“ zugelassen. Zudem hätte für Verwirrung gesorgt, dass Öffentlichkeit und Presse die unterschiedlichen Abfälle undifferenziert unter dem Begriff „Schleifschlämme“ zusammengefasst hätten. Dass die Lastwagen ohne besondere Gefahrgut-Kennzeichnung über die Straßen rollen? Kein Problem laut den Verantwortlichen – es handele sich nämlich gar nicht um Gefahrgut. Das hätten Untersuchungen ergeben.

Doch damit machten es sich die Verantwortlichen zu einfach, glaubt die „Bergedorfer Zeitung“. Es seien damals nämlich lediglich verschiedene Halden aufgeschüttet worden. Die thermische Behandlung in einer vom Land geförderten Pilotanlage zur Abfallbehandlung sei kläglich gescheitert, so dass das belastete Material über Jahre unbehandelt in Geesthacht liegen blieb, berichtet die Zeitung. Und weiter heißt es: „Die plötzlich anders lautende Bezeichnung der Metallschleifspäne könnte also mit dem gewählten Entsorgungsweg zu tun haben. Denn in ihrer Stellungnahme räumen die Verantwortlichen von Stadt, Land und IGB ein, dass es sich beim Großteil des gelagerten Mülls um Abfall der Gruppe12 handelt. Doch TerraCon darf diese Stoffe nicht behandeln, wohl aber Abfälle der Klasse191211.“ Die Stadt verweist in ihrer Stellungnahme auf den Betrieb einer Abfallbehandlungsanlage, „doch deren Sinterofen haben nur die wenigsten Metallschleifspäne erlebt“, schreibt die „Bergedorfer Zeitung“.

Bilder 01 - 20 zeigen das Gelände in Geesthacht

Bilder 21 - 36 zeigen die Firma TerraCon / Eggers in Hamburg

Bilder:

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