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27. April 2012 02:45 Alter: 12 Jahr(e)

100.000 Euro Steuergelder für einen Testlauf für einen Radweg und eine Strassenverengung - Schildbürgerstreich ? Anwohner und Autofahrer sind sauer

 

Streit um geplante Straßenverengung spaltet einen ganzen Stadtteil

Hamburg leistet sich doppelte Radwege aus dem Stadtsäckel – Anwohner und Radfahrer stinksauer: „Das ist der größte Quatsch aller Zeiten“ Baumaßnahmen wurden jetzt durchgeführt nach dem Beschluss aus dem Jahre 2010

Es sind nur ein paar hundert Meter Radweg, eine Baustelle, wie es sie täglich hundertfach in deutschen Städten gibt. In Hamburg allerdings könnte eine kleine Baumaßnahme nun zum Schildbürgerstreich des Jahres werden.

Hintergrund: Der Hamburger Bezirk Mitte plant auf der viel befahrenen Billstedter Hauptstraße eine Fahrbahnverengung. Über einen Abschnitt von 400 Metern sollen die bisher vier Fahrspuren auf zwei reduziert, die Radwege auf die Straße verlegt werden. Das Ziel: Mehr Platz für die Fußgänger. Dadurch erhoffen sich die Verantwortlichen aus der Politik eine Verkehrsberuhigung, außerdem soll das Viertel aufgewertet werden. Ein teurer Testlauf: Rund 100.000 Euro kosten die Fahrbahnmarkierungen für die provisorische Umgestaltung der Straße – eine Sauerei, meinen die Anwohner. Die meisten von ihnen lehnen den neuen Bebauungsplan auf ganzer Linie ab. „Ich finde, dass das der größte Quatsch aller Zeiten ist“, sagt Anwohner Arno Raabe. Auch andere Hamburger sehen keinen Mehrwert in diesem Projekt. Reine Geldverschwendung sei das, sagen sie und schimpfen: „Die Steuergelder könnte man für andere Sachen verwenden.“

Nur wenige Radfahrer begrüßen das aus ihrer Sicht zügigere Vorankommen auf dem neuen Radweg. Die mit dem Provisorium verbundenen Kosten stoßen aber auch hier auf Unverständnis. „Ich finde das positiv, auf der Straße Fahrrad zu fahren“, sagt etwa Holger Jakobs, den Testlauf jedoch findet er überflüssig: „Eigentlich könnte man den einen jetzt hier einrichten, wenn er so viel Geld gekostet hat und den anderen gleich in die Tonne treten.“ Ob der Umbau aber tatsächlich dauerhaft bestehen bleibt, soll anhand des Verkehrsaufkommens der kommenden Monate entschieden werden. Wenn das Ergebnis des Testlaufs negativ ausfällt, soll der Straßenabschnitt in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden – ein teurer Spaß auf Kosten der Steuerzahler. Der erhitzt zurzeit die Gemüter im Hamburger Stadtteil Billstedt. Allein die Verantwortlichen halten sich aus der Debatte heraus, wollten sich auf Anfrage nicht vor der Kamera äußern. Es handle sich um eine „politische Entscheidung“, heißt es aus der Behörde für Stadtentwicklung und den Bezirksämtern.

Text des Antrages in der Bezirksversammlung von 2010 zur heutigen Bauausführung:

BEZIRKSVERSAMMLUNG

HAMBURG-MITTE                                                              Drucksache 19/326/10

19. Wahlperiode                                                                                                                   15.09.2010

Interfraktioneller Antrag

der Abgeordneten Kerstin Gröhn, Alexander Charlamenko (SPD),
Michael Osterburg (GAL) und
Fraktionen vom 15.09.2010

Betr.:  Finanzierung der Verkehrsverengung Billstedter Hauptstraße

Die Billstedter Hauptstraße verläuft durchgängig vierspurig und wird im Kreuzungsbereich Billstedter Hauptstraße / Schiffbeker Weg noch um Abbiegerspuren ergänzt.

Obwohl mit der Bundesstraße B 5 eine gute Verkehrsanbindung Mümmelmannsbergs an den Hamburger Innenstadtbereich besteht, wird die Billstedter Hauptstraße vielfach als Durchgangsstraße in diese Richtung bzw. aus dieser Richtung kommend genutzt. Auch die Anbindung Oststeinbeks an Hamburg erfolgt zu einem großen Teil über die Möllner Landstraße / Billstedter Hauptstraße, obwohl mit der Glinder Straße / Schiffbeker Höhe eine alternative Route zur Verfügung steht. Östlich des Kreuzungsbereichs Billstedter Hauptstraße / Schiffbeker Weg sind die äußeren Fahrspuren oft durch haltende Kfz blockiert. Insgesamt besteht hier nahezu ständig und unabhängig von der Tageszeit eine unübersichtlichen Verkehrssituation. Diese entfaltet eine trennende Wirkung zwischen dem nördlichen Bereich der Billstedter Hauptstraße und deren südlichem Bereich.

Verstärkt wird diese Trennung durch die für Fußgänger unkomfortablen Querungsmöglichkeiten der Billstedter Hauptstraße. Eine gefahrlose Querung kann nur über die Fußgängerampeln im unmittelbaren Kreuzungsbereich oder über die marode Fußgängerbrücke auf der Höhe des Schweinske erfolgen. Letztere ist faktisch nicht barrierefrei, da der Fahrstuhl auf der südlichen Straßenseite regelmäßig defekt ist.

Der gesamte Bereich um die Kreuzung Billstedter Hauptstraße / Schiffbeker Weg könnte als eigentlicher Kern des Stadtteils Billstedt wesentlich stärker durch Fußgänger, Außengastronomie etc. genutzt werden. Eine bessere Anbindung der südlich der Billstedter Hauptstraße belegenen Gebäude an den nördlichen Teil würde zusätzlich zu einer besseren Belebung des südlichen Teils beitragen.

Durch eine Verengung der Billstedter Hauptstraße in dem Bereich östlich der Kreuzung Billstedter Hauptstraße / Schiffbeker Weg könnten der durchfließende Verkehr reduziert und bei gleichzeitiger Einrichtung geeigneter Querungsmöglichkeiten für Fußgänger die durch die derzeitige Verkehrssituation bestehende Barriere zwischen den beiden Straßenseiten beseitigt werden.

Eine Verkehrszählung in dem oben genannten Bereich wurde bereits durchgeführt. Ihre Ergebnisse stehen einer Verengung der Billstedter Hauptstraße nicht grundsätzlich entgegen.

Der Regionalausschuss Billstedt hat sich bereits mit diesem Thema befasst und die folgenden Petitumspunkten 1 bis 4 in seiner Sitzung am 07.09.2010 mehrheitlich beschlossen.

Dies vorausgeschickt möge die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte beschließen:

1.      Der Regionalausschuss Billstedt spricht sich für eine probeweise Verkehrsverengung der Billstedter Hauptstraße östlich des Kreuzungsbereichs Billstedter Hauptstraße / Schiffbeker Weg durch Markierungen und geeignete Absperrungselemente aus. Die Verengung ist aus östlicher Richtung kommend soweit an den Kreuzungsbereich heranzuführen, wie dies verkehrstechnisch möglich ist, mindestens jedoch bis zu der Fußgängerbrücke auf der Höhe des Schweinske.

2.      Die Fußgängerbrücke über die Billstedter Hauptstraße soll rückgebaut werden. An ihre Stelle soll eine ebenerdige Querungsmöglichkeit der Billstedter Hauptstraße, etwa ein Fußgängerüberweg mit einer Sprunginsel, treten.

3.      Die Verwaltung wird aufgefordert, die für die Verwirklichung der unter 1. und 2. genannten Maßnahmen notwendigen Schritte zu ergreifen. Dem Regionalausschuss Billstedt soll berichtet werden.

4.      Der für die Kreuzung Billstedter Hauptstraße / Reclamstraße geplante Kreisverkehr ist bei den durchzuführenden Verkehrsplanungen für die Verengung der Billstedter Hauptstraße zu berücksichtigen. Der Regionalausschuss Billstedt spricht sich dafür aus, diesen Kreisel unter den für Hamburg-Mitte geplanten Kreisverkehren prioritär umzusetzen.

5.      Für die Umsetzung der probeweisen Verkehrsverengung werden EUR 100.000,00 aus dem Titel 1211.529.05 (Maßnahmen zur Gestaltung des öffentlichen Raumes) bereitgestellt.

Link zum Artikel vom Abendblatt:

http://mobil.abendblatt.de/article.do?id=hamburg%2Farticle2052865%2FVerkehrsverengung-Ein-Engpass-spaltet-Billstedt&fu=1

Bilder:

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